15. März 2008

Am Donnerstag w a r ich betteln ...












Und was ich beinahe vergessen hätte: Ich habe 20 Cent "verdient". Ein älterer Mann ging, unauffällig nach links schauend an mir vorbei. An der Tür zur Praxis blieb er stehen, überlegte einen Moment, suchte dann in seinen Taschen, fand etwas, kam zurück und gab mir ein 20-Cent-Stück.

12. März 2008

Am Donnerstag gehe ich betteln...

Eigentlich hatte ich ja mal die Absicht, über den Krebs einen Blog zu machen. Davon bin ich inzwischen aber abgekommen, weil es mir einfach zu viel ist, laufend davon zu reden oder zu schreiben. Wenn ich zu dem Thema etwas zu sagen habe, werde ich es in Zukunft hier machen.
Also, nachdem die HDI - Versicherung offensichtlich mit der Verschleppungstaktik bei dem Schmerzensgeld arbeitet, habe ich beschlossen bei dem verantwortlichen Arzt zu betteln, (weiter im folgenden Text, mit dem ich Leute eingeladen habe) .
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich werde mich morgen, am Donnerstag, den 13. März 2008, gegen 10.00 Uhr, mit meiner Hündin, einigen Flyern und einer "Bettelbüchse" und meiner Akte vor die Praxis von Prof. ................ Schönstraße 5-7 in, SF links 2. OG, 13086 Berlin setzen.
Ich werde die Patienten, die zu ihm wollen, bitten, mir etwas "Kleingeld" zu geben. Warum?
Weil der o.g. Arzt auf Grund eines schweren Behandlungsfehlers verantwortlich dafür ist, dass ich langsam und scheußlich an Zungenkrebs krepieren werde.
Als ich vor einem Jahr, weil ich ihm nicht mehr glaubte, die Initiative ergriff und den Arzt wechselte, der mich sofort in die Charité überwies, wurde festgestellt, dass ich inoperablen Zungenkrebs mit Metastasenbildung habe. Ich habe die Untersuchungsbefunde und inzwischen auch ein Gutachten des MDK.
Ich habe daraufhin einen Anwalt beauftragt, sich außergerichtlich (was ich inzwischen sehr bereue), mit dem o. g. Prof. zu einigen, mir ein Schmerzensgeld zu zahlen, damit ich den letzten Rest meines Lebens noch eingermaßen menschenwürdig leben kann. Das heißt, dass ich ins Krankenhaus gehen kann, wenn es nötig ist und mich, solange ich noch essen kann, gesund zu ernähren.
Ich bin seit der Diagnosestellung EU-Rentnerin und bekomme ergänzende Sozialhilfe. Habe also auch nur 347,-€ zur Verfügung.
Ich kann nicht ins Krankenhaus gehen, weil ich eine Hündin habe, die ich während dieser Zeit in einer Hundepension unterbringen muß. Was aber natürlich mit dem mir zur Verfügung stehenden Geld nicht möglich ist. Und auch nicht nötig wäre, wenn dieser Krebs rechtzeitig erkannt worden wäre.
Seit einem 3/4 Jahr warte ich nämlich nicht mehr auf Reaktionen seitens der o.G. sondern auf Aktionen. Die Unterlagen zur Prüfung der "Angelegenheit" sind schon lange alle dort vorhanden.
Offenbar versuchen der Professor und seine Versicherung, die HDI, auf Zeit zu spielen. Könnte ja sein, dass ich schnell krepiere und dann brauchen sie nichts mehr zahlen.
Ich bin aber aus Prinzip nicht bereit, schneller zu krepieren, als unbedingt nötig. Deshalb werde ich also dort betteln gehen. Obwohl das ziemlich scheußlich und erniedrigend für mich ist, es dort machen zu müssen, nachdem der Prof. mir in einem persönlichen Gespräch nach der Diagnosestellung gesagt hat: - Na, dann machen Sie mal schön die vorgeschlagenen Therapien, nicht wahr?-
Ich weiß nicht, wie lange mich die Polizei dort sitzen lässt, aber versuchen muss ich es.
Vielleicht interessiert es ja jemanden?
Mit freundlichen Grüßen
Ellen

Für Katzenfreunde, besonders für Simone ;-)

bad kitty

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11. März 2008

Eichhörnchen zum Frühstück

Sonntagmorgen,
ich sitze noch mit meinem Kaffeepott im Bett, es klopft leise ans Fenster (1.OG). Ich sehe hin, meine Hündin schaut hin: Hallo? Da saß ein Eichhörnchen und kratzte an der Scheibe. Glücklicherweise liegt die Kamera immer griffbereit. Qualität ist nicht so toll, aber egal.

HB-Männchen...

oder

Ein schönes Sterben...

Man wird immer wieder und gar nicht zufällig von den Weisheiten oder Sprüchen gefunden.

Ich kenne eine Frau die sammelt diese Sprüche.
Sie schreibt sie auf diese gelben Klebezettel, die dann in der ganzen Wohnung angeklebt werden.
Eine weise Wohnung, in der sie wohnt.

Ich las vor ein paar Tagen: »Ein schönes Sterben, ehrt das ganze Leben.«
Und natürlich habe ich mir so meine Gedanken dazu gemacht. Es ist ja immer schnell dahin gesagt, dass man rechtzeitig Schluss macht, wenn man krank ist, um nicht leiden zu müssen. Natürlich habe ich auch schon einen Plan. Ob ich das aber so hin bekomme wie unten beschrieben, weiß ich nicht.

Eine kleine wahre Geschichte — von meinem Bruder Frank:
Es war an einem Sonntagabend im Juli 1993, in Borna nahe Leipzig.
In einer kleinen Neubauwohnung im sechsten Stock (ohne Fahrstuhl) saß Frank am Küchentisch.
Vor sich einen Block, einen Kuli, Zigaretten und einen Aschenbecher.
Wenn er allein in der Wohnung war, durfte er nämlich in der Küche rauchen und heute hatte seine Freundin Spätdienst.
Gerade eben hatte sie angerufen um Bescheid zu geben, dass sie noch eine Nachtschicht anhängen müsste.
Eine Kollegin wäre erkrankt und da sie die einzige Frau ohne Kinder sei, hätten man sie gebeten, einzuspringen.
Gut, dachte er, dann brauche ich heute kein Theater mehr zu spielen.
Er zündete sich eine Zigarette an, machte drei kräftige Züge, lehnte sich zurück und dachte nach.
War alles vorbereitet?
Das Hotelzimmer im besten Hotel von Leipzig war bestellt.
Die Prostituierte ebenfalls.
Es war allerdings ein ziemliches Problem gewesen, eine Prostituierte zu bestellen.
Die Richtige zu finden, ohne dass seine Freundin etwas merkte. Er hatte die ganzen Anrufe von zu Haus aus gemacht. Ein paar Mal hatte er nicht darauf geachtet, dass im Anzeigentext auch mit drin stand, dass auch Hausbesuche gemacht werden. Einmal als er wieder nicht aufgepasst hatte, war er bei einer Hotline gelandet. Er brauchte gar nichts sagen, nur zu zu hören. Ihm fiel fast der Hörer aus der Hand, als seine Freundin aus der Küche kam, irgendeine Frage stellte und dann meinte, er solle einen schönen Gruß bestellen. >Hmm, ja, mache ich.<>
Dann begann er den Brief zu schreiben.
Als er fertig war, faltete er ihn zusammen, steckte ihn in den Umschlag, klebte ihn zu, beschriftete ihn, klebte eine Briefmarke drauf und steckte ihn dann in die Innentasche seines Jacketts.
Nun war es Zeit etwas zu Essen.
Er bestellte sich eine große, doppelt belegte Pizza und zwei Flaschen Cola.
Nach dem Essen räumte er noch auf und wusch das Geschirr ab.
Danach legte er sich seine Sachen für den nächsten Tag heraus, holte sich eine Schlaftablette und ein Glas Wasser und ging ins Bett.
Heute Nacht wollte er nicht träumen, auch zum Nachdenken hatte er keine Lust.
Es war schon alles gedacht.
Er nahm eine Tablette, ließ die Packung auf dem Nachttisch liegen.
Falls er nochmal wach werden würde, könnte er noch eine nachschieben.
Als er am nächsten Morgen aufwachte, kam seine Freundin gerade nach Hause.
Sie war ziemlich müde nach der Doppelschicht.
Darum ging sie nur noch mal kurz ins Bad und dann ins Bett.
Das gemeinsame Frühstück musste heute ausfallen.
Ihm war es recht.
Er wusch und rasierte sich gründlich.
Dann suchte der die Flasche mit dem "guten" Rasierwasser.
Ein wenig war noch drin.
Er verbrauchte den ganzen Rest und ließ die Flasche dann auf dem Waschbecken stehen.
Heute würde er nur machen was er wollte.
Und er wollte die leere Rasierwasserflasche nicht wegräumen.
Er zog sich sorgfältig an.
Nach dem Frühstück kontrollierte er ob wirklich er alles eingepackt hatte.
Er hatte nämlich keine Lust, falls ihm unten noch etwas einfiel, die sechs Stockwerke nochmal hochzulaufen.
Die Schlaftabletten fehlten noch.
Er schlich sich ins Schlafzimmer, nahm sich die angefangene Packung und ließ auch hier das leere Wasserglas stehen.
Dann machte er sich auf den Weg.
Zuerst ging er jedoch zum Briefkasten, um den Brief einzustecken.
An der Bushaltestelle traf er ein paar Nachbarn und unterhielt sich mit ihnen, bis endlich der Bus kam.
In Leipzig angekommen, war es noch zu früh ins Hotel zu gehen.
Er schlenderte ein Weilchen durch die Stadt.
Irgendwann ging er zum Hotel und checkte ein.
Nachdem er seine Tasche ins Zimmer gebracht hatte, fuhr er runter ins Restaurant und ließ sich ein opulentes Mahl servieren.
Ehe er sich nach dem Essen in sein Zimmer zurückzog, rief er aus der Telefonzelle in der Hotelhalle nochmal in in Berlin an.
Bei seiner Schwester meldete sich nur der Anrufbeantworter.
Er wartete einen Moment, ob sich doch noch jemand meldete und entschied sich dann, nichts drauf zu sprechen.
In seinem Zimmer angekommen, bestellte er beim Zimmerservice eine gute Flasche Whisky, eine Flasche Champagner und etwas zum Knabbern.
Dann wartete er auf die Prostituierte.
Nachdem sie nach vier Stunden wieder ging, hatte sie alles wovon er immer geträumt hatte, für ihn getan.
Er duschte sich, zog sich wieder an, holte die Packungen mit den Tabletten und die Flasche Whisky.
Dann legte er sich auf das Bett.
Es war alles gesagt und getan.
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Am Mittwoch im Juli 1993 hatte ich auf meinem Anrufbeantworter von seiner Freundin folgende Nachricht:
'Hallo Ellen. Der Frank ist tot.
Er hat sich in einem teuren Hotelzimmer in Leipzig das Leben genommen.
Und stell Dir mal vor, er ist vorher noch teuer Essen gegangen und hat sich eine Nutte bestellt. Für die Nutte hätte er ja wirklich nicht noch Geld ausgeben müssen. Ruf mich doch heute noch zurück.'
Das habe ich nicht getan.

HB-Männchen...

oder in der Ruhe liegt die Kraft


8 Cent Pfandgeld

Samstag mittags, die Hündin ist k.o. vom Toben und wir bewegen uns langsam wieder in Richtung Wohnung, müssen aber noch einen Zwischenstopp beim Supermarkt machen. Irgendwas fehlt immer. Die Sonne scheint auf die Vogelbeerbäume und es sieht aus, als würden die Bäume leuchten. Das könnte ein schönes Foto werden, hätte ich den Fotoapparat dabei. Himmlische Ruhe, kein Mensch weit und breit. Halt, doch, da vorn auf der linken Seite kommt ein Mann. Er versucht sich unsichtbar zu machen und sucht in den großen Aschenbechern, die seit dem Rauchverbot vor den Bürohäusern im DGZ stehen, nach Kippen. Er sieht nicht aus, wie jemand von dem man eh' annehmen würde, dass er nach Kippen sucht. Ich schaue weg, tue so als ob ich es nicht gesehen habe, damit es ihm nicht peinlich ist, aber es macht mich traurig und ärgerlich. Wenn er einen Job hätte, bräuchte er das nicht tun, denke ich. Wir gehen weiter und dann ist der Augenblick vorbei. Im Supermarkt trödle ich ein wenig rum, weil ich nicht mehr genau weiß was ich eigentlich noch kaufen wollte und, weil ich meine Brille vergessen habe und die Preise nicht so einfach erkennen kann. Dann habe ich es, gehe zur Kasse. Genau vor mir steht der Mann, den ich eben im DGZ gesehen habe. Er gibt einen Flaschenpfandzettel ab und bekommt 8 Cent. Mich durchfährt es wie ein Blitz, keine Ahnung was das ist. Er geht, Die Kassiererin sieht mich irgendwie seltsam verschwörerisch an, so als sollte ich ihr bei irgendwas zustimmen. Ich ignoriere das und sie schiebt meine Sachen über das Band. Ich lege einen Zehner auf den Tresen und laufe dem Mann hinterher. Rufe ihn ein paar mal, dann bleibt er stehen, ich greife in meine Jackentasche ziehe seine Hand zu mir heran, lege ein Zweieurostück rein. Mehr hab ich grade nicht mehr hier. Er sieht mich freundlich und verdutzt an, will das Geld nicht, natürlich nicht. Ich sage ihm, ich verstehe das, mir geht es manchmal auch so. Drehe mich um, gehe wieder in den Supermarkt und beende meinen Einkauf. Die Leute meckern natürlich, weil ich eine Minute weggelaufen bin. Ist mir egal. Dann gehen wir endgültig nach Hause. Ich überlege, was ich da eben mal wieder gemacht habe. Was solls, hoffentlich hat es ihm genutzt. Und...
Da war so ein winziger Augenblick von Nähe und verstehen, als ich seine Hand nahm und wir uns kurz in die Augen schauten. So menschlich, das hat mich berührt.-------------------------------